Das Ötztal in den österreichischen Alpen bietet außer dem touristischen Sölden auch eine stille Seite mit Schneefeldern, Übernachtungen in über 3.000 m Höhe, mit dem Anblick von Viertausendern, vergletscherten Gipfeln, einem alten Silberbergwerk, abgelegenen gemütlichen Hütten und mit einer alpinen Natur.
Wenn Du lieber schauen willst, dann geht es hier…
Gehzeit
Maximal 7h pro Tag Insgesamt ca. 33 Stunden
Aufstieg
Maximal 1.000 m pro Tag Insg. ca. 3.890 Hm
Abstieg
Maximal 1.200 m pro Tag Insg. ca. 4.400 Hm
Schwierigkeit
mittelschwer
1.Tag: Sölden - Brunnenkogelhaus (2.735 m)
Die diesjährige Hüttentour startet mittags mit einer Fahrt im Minibus von Sölden aus ins Windachtal hinauf zum Gasthof Fiegl (1.985 m). Gut! Zum Start gleich mal 2 Stunden Aufstieg gespart. Wir überqueren die Windache, die gut Wasser führt und steigen empor zum Brunnenkogelhaus (2.735 m). Die Hütte ist winzig und steht auf der Spitze eines Kegels aus Felsbrocken. Rings um die Hütte ist nur Platz für einige kleine abdeckbare Kästen, in denen Kräuter wachsen. Dahinter geht es steil bergab. Drinnen geht die Gaststube fließend über ins Wohn- bzw. Kinderzimmer der Wirtsleute. Es gibt wenig Platz aber gutes Essen und – alte Marille!
2. Tag: Brunnenkogelhaus (2.735 m) - Timmelsjoch - Gasthaus Hoch-First (1.860 m)
Der zweite Tag bringt Wolken, die immer mal wieder aufreißen und die Sonne hindurchlassen und den Blick freigeben auf klare Bergseen. Gleich zu Anfang führt der Weg auf den Vorderen Brunnenkogel (2.760 m) und danach auf den oben den „Ötztaltrek“ entlang, bis wir auf das Timmelsjoch und die Paßstrasse stoßen. Das Timmelsjoch, das Ziel jeden Bikers und Fahrradfahrers ist von Anfang Juni bis Ende Oktober geöffnet. In der restlichen Zeit des Jahres liegt Schnee. Auf dem Weg hierher konnten wir einen Blick auf das in der Ferne an der Hochalpen-Paßstrasse gelegene Motorradmuseum werfen (crosspoint.tirol). Zum Besuch dort blieb allerdings keine Gelegenheit.
Nach einer Pause mit Nutzung der Gastronomie des Timmelsjochs teilte sich die Gruppe in Busfahrer und Wanderer auf. Ich selbst stieg steil hinab zum Timmelsjochbach und folgte ihm ein Stück bis wir wieder zur Paßstrasse und dem dort gelegenen Gasthaus Hochfirst gelangten. Eine willkommene Übernachtung mit Zimmer, Dusche und gutem Essen nach einem doch recht anstrengenden Tag immer in fast 3.000 m Höhe.
3. Tag: Gasthaus Hoch-First - Schutzhütte Schneeberg (2.354 m)
Heute erholen wir uns vom gestrigen Tag und wandern nur eine kurze Strecke zur Schutzhütte Schneeberg. Am Schneeberg befindet sich eines der ehemals höchstgelegenen Bergwerke Europas (2000 bis 2500 m), das vom Mittelalter bis 1985 betrieben wurde. Heute ist im ehemaligen Herrenhaus (Grubenverwaltung) die Schneeberghütte, eine alpine Schutzhütte, eingerichtet. Am Schneeberg wurden nacheinander Silber, silberhaltige Bleierze, Kupfererze und schließlich Zinkblende abgebaut. Im Komplex befindet sich ein Teil des Südtiroler Bergbaumuseums. Am Nachmittag bot sich Gelegenheit, sich das anzuschauen. Beeindruckend der 14-Nothelfer-Aufzug – Teil der Anlagen zum Abtransport des Erzes.
„Die Bremsberge bzw. Wassertonnenaufzüge funktionierten mit Gegenfracht. Auf Passeirer Seite musste das Erz von Seemoos bis zum Kaindlstollen auf 2530 m gehoben werden. Als Gegengewicht in den dreieckig konstruierten Fahrgestellen aus Eisenblech, auf welchen die beladenen Erzhunte fixiert wurden, kam nur Wasser in Frage, welches in einer aufwändigen offenen Wasserzuleitung vom aufgestauten Schneeberger Schwarzsee auf 2.600 m an die Bergstation des 14-Nothelfer-Aufzuges geleitet und von dort verteilt wurde.“ Quelle: schneeberg.org/deutsch/geschichte/uebertage-foerderanlage-auf-schienen
So interessant das alles auch ist – ich wäre an diesem Nachmittag lieber bergwandern gewesen. Das lag vielleicht auch am Regen an diesem Tag. Heute (2023) führt die Route der Bergschule allerdings leicht geändert nicht mehr an der Schutzhütte vorbei.
4. Tag: Schutzhütte Schneeberg – Siegerlandhütte (2.710 m)
Am Morgen brechen wir auf und erreichen über die Karlsscharte den Großen Timmler Schwarzsee. Nach einer Rast steigen wir auf zur Windachscharte und erreichen damit wieder die Grenze zu Österreich. Von hier aus sehen wir in der Ferne schon unser Tagesziel, die Siegerlandhütte. Ihr beeindruckendes Gebäude mit modernem Winterraum liegt direkt am Fuße der höchsten Gipfel der Stubaier Alpen. Am bekanntesten ist vielleicht das Zuckerhütl mit 3.505 m Gipfelhöhe.
Nicht lange vor Erreichen der Hütte, schon im beginnenden leichten Nieselregen, erläutert uns Bergführer Theo an einem steil abfallenden Schneefeld des östlichen Scheibenferner das Verhalten bei einem Absturz. Er demonstriert uns mit vollem Einsatz, wie man sich auf dem Schneefeld rutschend vom Rücken auf den Bauch und auf “alle Viere“ bringt und das sogar in dem Fall, in dem man kopfüber nach unten stürzt. Respekt, Theo!
5. Tag: Siegerlandhütte – Hildesheimer Hütte (2.900 m)
Vorbei am Triebenkarsee steigen wir zum Gamsplatzl bzw. zum Gaißjoch auf. Hinweg übers Gaißkar eröffnet sich der Blick auf das Windach- und das Ötztal. Später geht es über grobe Blöcke weiter und dann am Rande eines Plateaus entlang. Dort liegt unterhalb des Pfaffenferners ein kleiner Gletschersee. Oder muß man das schon Pfütze nennen? Bald erreichen wir die gemütliche Hildesheimer Hütte.
6. Tag: Tag Hildesheimer Hütte – Hochstubaihütte (3.173 m)
Der heutige Tag bildet in gewissem Maße den Höhepunkt der Tour. Bei strahlendem Sonnenschein starten wir mit einem steilen Anstieg. Etwas weiter oben ergeben sich oft gute Möglichkeiten zum Fotografieren der Hütte, die aber zeitlich mit dem noch vorhandenen Schatten der Berge konkurrieren. Später aufzusteigen wegen besserer Lichtverhältnisse verbietet sich natürlich bei einer Gruppenwanderung und einer langen Tagesetappe.
Schon fernab der Zivilisation erreichen wir den Gaiskarferner, ziehen wegen des tiefen Schnees unsere Gamaschen über und steigen weiter auf. Zu meinem Erstaunen sehen wir weiter oben von weißen Planen bedeckte zusammengeschobene Schnee-Reservoire, die den Start in die nächste Skisaison ermöglichen sollen. Und dann sind wir auf dem Sattel mit den Bergstationen des Schlepplifts Gaiskarferner und der Eisjochbahn. Im Winter ist hier in der Einsamkeit offensichtlich ein Wahnsinnsbetrieb!
Mit übergestreiften Grödeln steigen wir über den Windacher Ferner ab und wandern zum Unteren Seekarsee. Nach einer Rast in der Sonne geht es über die Himmelsleiter steil hinauf zur Hochstubaihütte (3.173 m). Ein offensichtlich neu angelegter und meiner Ansicht nach Steinschlag-gefährdeter Weg. Wir nächtigen nicht in einem der normalen Lager, sondern auf dem Dachboden zwischen den Wasserfässern. Irgendetwas mit der Reservierung hat nicht geklappt. Was soll’s: Wir sind auf der dritthöchsten Hütte Österreichs und der Rundumblick und der Sonnenuntergang sind atemberaubend.
7. Tag Hochstubaihütte – Gasthof Fiegl
Über den Unteren Laubkarsee steigen wir ab zum Gasthof Fiegl. Ein Kleinbus bringt uns zurück nach Sölden. Die 1.200 m Abstieg merke ich noch Tage später in meinen Knien. Eine bleibende Erinnerung an die Tour.





