Karnischer Höhenweg
Karnischer Höhenweg

Karnischer Höhenweg

Entlang der österreichisch-italienischen Grenze zieht sich über 100 km der Friedensweg Via della pace auf dem Gebirgskamm entlang.
Fast unmöglich, sich vorzustellen, daß dieser Weg vor über 100 Jahren etwa dem damaligen Frontverlauf im ersten Weltkrieg entsprach und sich hier österreichische und italienische Soldaten feindlich gegenüberstanden. Man kann immer noch Spuren davon finden.
Trotzdem ist dieser Weitwanderweg in seiner Vielfalt einer der schönsten in Europa.
2015 bin ich mit Freunden und mit der Bergschule Oberallgäu (www.alpinschule.de) den Abschnitt von Sillian bzw. der Leckfeldalm bis zum Hochweißsteinhaus gelaufen.

Wenn Du lieber schauen willst, dann geht es hier…

Gehzeit

Maximal 8h 15 pro Tag Insgesamt 29 Stunden

Aufstieg

Maximal 1.200 m pro Tag Insg. ca. 4.160 Hm

Abstieg

Maximal 1.250 m pro Tag Insg. ca. 5.010 Hm

Schwierigkeit

mittelschwer

1.Tag: Sillian - Sillianer Hütte (2.447 m)

Zuerst musste die Anfahrt geschafft werden. Gegen Ende der Anreise fährt man zwischen Wohnmobilen, Traktoren und LKWs zwei Stunden durchs schöne Pustertal.
Da ist viel Geduld erforderlich. Der Blick auf die Berge steigert ein wenig die Vorfreude. Sillian ist auch per Zug erreichbar, aber unser Auto war mit 3 Wanderern effektiv gefüllt.
Das Pustertal ist ein besonderes Tal: Etwa in der Mitte des Tals in Toblach (Toblacher Feld) befindet sich eine sogenannte Talwasserscheide.
Westlich fließt die Rienz und mündet in die Etsch (und später in die Adria), östlich davon fließt die Drau, die in die Donau und dann ins Schwarze Meer mündet.

Vom Treffpunkt ging es per Taxi bis zur Leckfeldalm (1.900 m) und von dort zu Fuß auf die erste, sehr kurze Etappe hinauf zur Sillianer Hütte.
Der Blick streift von hier nach Westen bis zum Helm (Monte Elmo, 2.437 m). Auf den Abendspaziergang dorthin verzichteten wir wegen eines aufziehenden Gewitters.

2. Tag: Sillianer Hütte - Obstanserseehütte (2.300 m)

Der erste Ganztagesabschnitt führt uns bei strahlendem Sonnenschein den Grat entlang und immer dem Grenzverlauf folgend hinauf zum Hornisch Eck (2.552 m).
Rechts, also etwa südlich von uns, konnte man die Gipfel der Dolomiten bewundern. Erst nach einer Weile begriff ich, wo wir genau sind und dass man die Drei Zinnen und sogar ganz klein die Drei Zinnen Hütte sehen konnte.
Nun stiegen wir weiter hinauf zum Hollbrucker Kreuz (2.581 m). Dort bietet sich ein schöner Blick zurück ins Gaital und schon ins Drautal.
In der Ferne konnte man in Laufrichtung schon die Spitze der Großen Kinigat im Gegenlicht erkennen.
Leicht bergab kamen wir zum Hochgrätensee und zum Hochgrätenjoch. Dort liegt in 2.534 m Höhe ein kleiner österreich-ungarischer Soldatenfriedhof für die gefallenen Standschützen aus Tirol.
Es ist der höchstgelegene Kriegerfriedhof. Nach weiteren Anstiegen zu den Gipfeln des Demut (2.592 m) und des Eisenreich (2.665 m) stiegen wir ab zum Obstanser See und der fast am Ufer gelegenen Hütte.
Wir konnten uns nicht entscheiden, ob es noch ein Mittagessen sein sollte oder Kaffee und Kuchen und entschieden uns für beides. Am späteren Nachmittag stiegen wir zur Eishöhle etwas unterhalb der Hütte ab.
Während bei der ersten Vermessung der Höhle in den 30iger Jahren noch ein Eiswall den Eingang versperrte, ist sie nun frei begehbar. Allerdings nur die ersten 100 m.

3. Tag: Obstanserseehütte - Filmoor Standschützenhütte - Porzehütte (1.942 m)

Frühmorgens stiegen wir wieder zum Kammweg hinauf. Anfangs lag die Hütte noch im Schatten, später vom Grat oben konnte man sie sonnenbeschienen liegen sehen.
Bei hochsommerlichen Temperaturen, die selbst hier in über 2.000 m Höhe zu spüren waren, ging es hinauf zur Pfannspitze (2.678 m) und weiter zur großen Kinigat mit der beeindruckenden Felsnadel davor.
Wir genossen ununterbrochen den tollen Rundumblick, der sich von hier oben vom Bergkamm und den Gipfeln bot. Durch das sommerlich dunstige Wetter konnte man das allerdings nicht als wirklich fantastischen Fernblick bezeichnen.
Umso mehr wurde die Aufmerksamkeit immer wieder von Kleinigkeiten abgelenkt. Eine Vielzahl von Bergblumen säumten den Weg und beim Aufstieg zur großen Kinigat entdeckten wir eine Kreuzotter, die sich in dieser Höhe im steinigen Gelände offensichtlich wohl fühlt.
Besonders erwähnenswert ist die von Enthusiasten geführte Küche der Filmoor Standschützenhütte.
Nach einer kleinen Stärkung brachen wir in Richtung Tagesziel auf, der Porzehütte.
Im Unterschied zu vielen anderen Alpenhütten, die im 19. Jahrhundert errichtet wurden, stammt die Porzehütte aus dem Jahr 1976. Sie steht auf dem Karnischen Hauptkamm, ist aber von Obertilliach im Gailtal aus leicht zu erreichen.
2015 wurden in Obertilliach Szenen aus dem James Bond Film „Spectre“ gedreht. Auch solche Informationen findet man auf der Seite bergwelten.com, die ich ansonsten für ihre guten Karten und die Suchfunktion nach Hütten oder Touren schätze.

4. Tag: Porzehütte - Hochweißsteinhaus (1.868 m)

8:15 h 17,8 km 1.170 m bergauf 1.245 m bergab

Für diesen Tag hatten wir uns eine – für Hobby-Bergwanderer – echt große Tour vorgenommen. Zumal es auch in den Bergen richtig heiß war. Ich hatte 2 1/2 l Wasser eingepackt. Diese Menge sollte sich später als zu wenig erweisen.
Der Weg führte uns entlang des Grenzkammes und oft ganz dicht an den Gipfelkreuzen vorbei. Das bot uns die Gelegenheit, mit kleinen Umwegen einige schöne Gipfel zu besteigen. Allerdings fand ich die Tour bei der Hitze so anstrengend, dass ich schon den Hochspitz (2.581 m) in der Mitte der Wanderung ausgelassen habe. Hier die bestiegenen oder umgangenen Gipfel in der Reihenfolge von West nach Ost:

– Bärenbadegg 2.431 m
– Kesselhöhe 2.375 m
– Stollen (Col de Rocco) 2.370 m
– Reiterkarspitze 2.422 m
– Gamskofel 2.415 m
– Hochspitz 2.583 m
– Steinkarspitz 2.524 m

 

5. Tag: Besteigung des Hochweißsteins (Monte Peralba, 2.693 m)

Heute steht die Besteigung des Hochweißsteins (Monte Peralba) auf dem Programm. Der Aufstieg ist nicht ganz einfach, aber machbar. Die schwarze Rinne ist seilversichert und deshalb nicht wirklich schwierig. Der Papst Johann Paul II hat es am 20. Juli 1988 ja schließlich auch geschafft, obwohl er da schon wesentlich älter war als jeder von uns in unserer kleinen Gruppe. Er hatte allerdings nicht seine päpstliche Robe an, sondern nur seine kurze Reise-Robe. Nun ja. Eine Tafel erinnert an dieses Ereignis. Auf dem Gipfel gibt es neben der wunderbaren Aussicht eine Friedensglocke zu läuten. Angesichts der Kriegshistorie dieses Alpenabschnitts eine gute Idee. Sogar von hier aus kann man noch in den Berg hinein gesprengte Geschützstellungen aus dem ersten Weltkrieg sehen.
Der Abstieg führt uns – wie damals den Pabst – ins Rifugio Calvi. Dort probieren wir „alle“ landestypischen und ortsüblichen kulinarischen Köstlichkeiten, die uns frisch zubereitet von der Wirtin kredenzt werden. Nur bei den vielen selbst hergestellten Alkoholika mußten wir etwas zurückstecken. Der Rückweg, zwar leicht, war aber noch zu bewältigen.
Das Rifugio Calvi befindet sich oberhalb des Piave-Tals und unterhalb der Wände des Monte Chiadenis (Haifischzahn). Interessant vielleicht noch der Fakt, dass sich hier, in Italien, eine Sprachinsel befindet, in der noch Deutsch mit altem Tiroler Dialekt gesprochen wird.

 

6. Tag: Abstieg nach St. Lorenzen (1.128 m) und Transfer zurück nach Sillian

Das Frohntal wurde schon früher als Übergang nach Italien genutzt. Schwer vorstellbar, dass im vorigen Jahrhundert Holz aus dem Lesachtal durchs Frohntal und über die Pässe zur Piave und von dort bis nach Venedig gebracht wurde. Wir haben es einfacher. Wir wandern das Tal bergab bis ins Bergsteigerdorf St. Lorenzen und fahren von dort mit dem Kleinbus zurück nach Obertilliach.