Spronser Seen
Spronser Seen: Blick auf Pfitsch- und Kaserlacke

Spronser Seen

Die Spronser Seen befinden sich im Südtiroler Naturpark Texelgruppe und bilden angeblich die größte hochalpine Seengruppe Europas. Von den Spronser Seen hatte ich schon gehört und gelesen und diese Beschreibungen zogen mich magisch an. Von Meran aus, genauer gesagt von Dorf Tirol aus, kann man die Tour zu den zehn Seen in Höhen zwischen 2.117 und 2.589 Metern als Tagestour unternehmen.
Lange hatte ich auf eine Gelegenheit gehofft, die Seen erwandern zu können. Anfang September 2020 war es dann so weit. Bei sonnigem Wetter fuhr ich in der Früh los, um zur ersten Abfahrt der Seilbahn Hochmuth um 7:30 Uhr in Dorf Tirol oberhalb von Meran zu sein. Ich hatte eine größere Runde geplant. Mit meiner Streckenplanung hoffte ich, vor der letzten Talfahrt der Bahn die Bergstation wieder zu erreichen. Glücklicherweise fährt die Bahn im September noch bis 19:00 Uhr. 

Wenn Du lieber schauen willst, dann geht es hier…

Gehzeit

7 Stunden

Aufstieg

1.340 m

Abstieg

1.330 m

Schwierigkeit

Mittel

Bergstation Hochmuth (1.400 m) - Gasthof Mutkopf (1.684 m)

Zunächst stieg ich steile Stufen bergauf. Bald bog ich auf einen Pfad Richtung Gasthof Mutkopf (1.684 m) ab. Einige Schafe hatten den gleichen Weg wie ich, liefen aber viel langsamer. So musste ich mich auf dem schmalen Pfad im dunklen Wald mühsam an ihnen vorbeidrängeln. Dabei schob ich die Schafe vorsichtig beiseite, was sie problemlos mit sich geschehen ließen. Am Mutkopf angekommen war es noch so früh und mein Weg noch so weit, dass ich eine Ausnahme machte und nicht im Gasthof einkehrte, sondern gleich weiter zur Mutspitze (2.291 m) aufstieg.

Aufstieg zur Mutspitze (2.291 m)

Ein wunderschöner und in der ersten Hälfte touristisch ausgebauter Weg, der sich in Serpentinen schier endlos nach oben schraubt. Immer das Gipfelkreuz vor Augen. Beim dem Verlassen des Waldes eröffnet sich ein phantastischer Ausblick nach Süden, nach Meran und ins Tal der Etsch.

Über die Taufenscharte zur Oberkaseralm

Nach einer Verschnauf- und Fotopause auf dem Gipfel ging es sozusagen „hinter“ dem Bergrücken (also nördlich) entlang zur Taufenscharte. Hier trifft man auf die Wanderer, die den „direkten“ Weg über die Leiteralm genommen haben. Über das Pfitscher Jöchl gelangt man nun zum erstem See, der Pfitschlacke. Schon eine Weile vorher kann man in der Ferne die Oberkaseralm (2.131 m) erspähen. Der See funkelt in der Sonne und ist glasklar. Direkt danach folgt die Kaserlacke. Über den Abfluss des Sees führt eine kleine Holzbrücke. Von dort aus gesehen sieht das Wasser schwarz aus. Ursache dafür sind wohl die sumpfigen Uferwiesen. Gespeist wird die Kaserlacke von einem Wasserfall aus der weiter oben gelegenen Mückenlacke.
Ein imposanter Anblick. Doch zunächst ging es zur Oberkaseralm, um etwas zu essen und bei fast 30 Grad vor allem etwas zu trinken. Bei solchen Touren, also mit gesicherter gastronomischer Versorgung, spare ich Rucksackgewicht und nehme weniger Wasser mit. Also trank ich nach dem alkoholfreien Hefeweizen noch eine Holunderschorle, gefolgt von dem obligatorischen Espresso. Statt der Schlutzkrapfen entschied ich mich kurzerhand für Omelett mit Preiselbeeren. Man gönnt sich ja sonst nichts.

Am Langsee vorbei zur Hochgangscharte

Mit gefülltem Magen stieg ich in großem Bogen oberhalb der Seen auf und genoss den Blick auf Kaserlacke und Pfitschlacke. Im Hintergrund sind Lang- und Plattkofel und der Rosengarten zu erkennen. Der Aufstieg verläuft parallel zu dem großen Wasserfall, den man von der Oberkaseralm aus bewundern kann, der jedoch vom Wanderweg aus kaum einsehbar ist.
Dort kommt man an der alten Meraner Hütte vorbei, für die Ende des 19. Jahrhunderts noch Ausbaupläne durch den deutschen und österreichischen Alpenverein existierten, die aber schon 1910 von den Karten verschwunden und als Ruine markiert war. Die Oberkaseralm hatte ihr den Rang abgelaufen. Bald nach den Überresten der Meraner Hütte erreiche ich den Grünsee und gleich danach den Langsee. Der Langsee ist 1.000 m lang, 300 m breit und bis zu 35 m tief. So ein großer See mit glasklarem Wasser, das in wechselnden Farben leuchtet, ist in dieser Hochgebirgslandschaft in mehr als 2.000 m Höhe einfach einzigartig. Am Ende des Sees stieg ich zur Hochgangscharte (2.455 m) auf. In diesem Bereich genieße ich die wunderbare Aussicht auf den Rosengarten und das Etschtal in Richtung Süden.

 

Abstieg zum Hochganghaus und Meraner Höhenweg

Ein wenig war ich besorgt, dass ich den höchsten Punkt der Tour und die entfernungsmäßige Hälfte der Tour so spät erreicht hatte (nach 14:00 Uhr), aber der Abstieg zum Hochganghaus und der folgende Meraner Höhenweg zur Leiteralm nahmen nicht so viel Zeit in Anspruch, wie ich gedacht hatte. Der ungefähr zweistündige Abstieg von der Hochgangscharte erfordert wirklich höchste Konzentration. Er ist nicht besonders schwierig, führt aber an einem sehr steilen Hang mit ausgesetzten und durch Seile gesicherten Passagen in Serpentinen nach unten.
Sowohl im Hochganghaus, als auch in der Leiteralm kehrte ich ein, da noch genügend Zeit bis zur letzten Talfahrt der Bahn in Hochmuth blieb. Seit 2011 überquert der Meraner Höhenweg den Töllgraben mit einer Hängebrücke (Spannbandbrücke). Das spart ein wenig Gehzeit ein.
Was für ein Tag, wenn das schlechteste Erlebnis darin bestand, dass in der Leiteralm leider die Erdbeeren mit Sahne schon aus waren. Das konnte meine Hochstimmung, die mich nach dieser Wanderung erfasste, in keiner Weise trüben.