Dolomiten Highlights
Hütte Piz Boè

Dolomiten Highlights

Dieses Jahr führt mich eine Hüttenwanderung in eine Gebirgsgruppe der südlichen Kalkalpen – die Dolomiten.  Aufgrund ihrer Schönheit und Einzigartigkeit wurden die Dolomiten zum UNESCO Welterbe erhoben. Durch ein 250 Mio Jahre altes Korallenriff zu wandern ist schon etwas Besonderes. 

Wenn Du lieber schauen willst, dann geht es hier…

Gehzeit

Maximal 6h pro Tag Insgesamt ca. 32 Stunden

Aufstieg

Maximal 1.240 m pro Tag Insg. ca. 5.000 Hm

Abstieg

Maximal 1.250 m pro Tag Insg. ca. 3.920 Hm

Schwierigkeit

Leicht-mittelschwer

1.Tag: Karerpass – Rotwandhütte (2.283 m)

Nach der Anreise zum Treffpunkt am Karerpass heißt es erst einmal das Auto für eine Woche sicher zu parken. Kein Problem am Hotel und Restaurant Antermont. Auf der kurzen Wanderung zur Rotwandhütte stimmen wir uns auf die Bergwanderwoche ein. Die Dolomiten sind ein begehrtes Reiseziel und so sind wir eine große Gruppe geworden Aus diesem Grund haben wir zwei Bergführer dabei. Vorbei gehts am Christomannos-Denkmal. Ein großer Bronzeadler erinnert an den 1911 verstorbenen österreichischen Richter und Rechtsanwalt, der als Pionier des Südtiroler Fremdenverkehrs gilt. Der kleine Aufstieg zum Ciampaz (2.316 m) mit guter Sicht auf Marmolada und den Sellastock rundet den schönen Abend ab.

2. Tag: Rotwandhütte – Tierser Alpl Hütte (2.440 m)

Dieser Tag bildet einen lang ersehnten Höhepunkt für mich. Wir durchwandern den Rosengarten komplett von Süd nach Nord. Wir starten etwas eher, als geplant, um vor den angekündigten Gewittern zumindest die Grasleitenpasshütte zu erreichen. Unterhalb vom Torre Finestra steigen wir zum Zigoladepass (2.550 m) auf. Inmitten der Wolken wird die Sicht nur teilweise freigegeben. Der Torre Finestra ist übrigens eine steil aufragende Felswand mit einem „Fensterl“ in der Mitte, durch das man hindurchschauen kann. Mit einigen Steinen befestigt ist im Fensterl ein Kreuz eingebaut. Erste Einkehr für ein zweites Frühstück bietet die Vajolethütte (2.245 m). Die Sonne wechselt sich mit dunklen Gewitterwolken ab.

Die Grasleitenpasshütte  (2.601 m) erreichen wir kurz vor Beginn des Gewitters. An vorher trockenen Felswänden sind plötzlich Wasserfälle zu sehen. Die Wanderer, die nach uns die Hütte erreichen, sind wirklich übel dran und völlig durchnässt. Zwei Stunden warten wir bei einer Suppe in der völlig überfüllten Hütte, ehe wir weitergehen. Wegen der Steinschlaggefahr nach dem starken Regen  wandern wir  nicht in gleicher Höhe bleibend am Hang entlang, sondern steigen  Richtung Grasleitenhütte ab und – ehe wir sie erreichen – am gegenüberliegenden Hang wieder auf. Über den Molignonpass erreichen wir endlich das Tierser Alpl. Nach der 2015 erfolgten Rekonstruktion erscheint diese Hütte wie ein 5-Sterne-Hotel. In Strümpfen laufen wir über den Zirbenholzfußboden und bewundern die riesige holzgetäfelte Bar mit dem großen Speisesaal und der riesigen Fensterfront. 

Erbaut wurde die Hütte ursprünglich von 1957 bis 1963 von Max Aichner aus Tiers, der mit hölzerner Schubkarre, Schaufel und Spitzhacke bei Wind und Wetter allein begann, hier ein Schutzhaus aufzubauen.
Abends tritt eine Familie mit ladinischen Liedern auf. Die beiden jugendlichen Töchter singen und begleiten mit ihrem Geigenspiel. Ladinisch ist eine rätoromanische Sprache und wird von etwa 30.000 Einwohnern gesprochen, hauptsächlich in Gröden, im Gadertal (Südtirol) und im Fassatal (Trentino). Im Gespräch mit der Familie stellt sich heraus, dass ihre Großmutter ladinisch spricht, sie selbst aber leider nicht mehr. Der Erhalt kleiner Sprachen ist eine schwierige Angelegenheit.

3. Tag: Tierser Alpl - Sellajoch

Von den Dolomiten-Highlights haben wir nun schon den Rosengarten erwandert. Den Schlern haben wir nicht bestiegen, sondern nur an seinem Rande im Tierser Alpl übernachtet. Heute geht es in östlicher Richtung unterhalb der Roßzähne auf einem Bergrücken zunächst zur Plattkofelhütte (2.300 m). Linker Hand liegt die bekannte Seiseralm, rechts das Val Duron. Zur Mahlzahnhütte biegen wir heute nicht ab. Von der Seiseralm aus über die Roßzahnscharte und die Mahlzahnhütte führte mich einmal eine Tageswanderung, die ich hier beschrieben habe.
Ist es ein Vorteil oder ein Nachteil, daß es hier auf dieser Tour so ungewöhnlich viele Einkehrmöglichkeiten gibt? Ich leiste mir schon 9:30 Uhr noch einen Kaffee und einen Käsekuchen.
An der Flanke des mächtigen Plattkofels entlang gelangen wir zum Beginn des Aufstiegs in die Scharte zwischen Langkofel und Plattkofel – und zur Langkofelhütte (2.230 m). Was soll ich sagen? Eine Suppe kann ja nicht schaden. Der Aufstieg gestaltet sich wie so oft in den Bergen unerwartet lang: Wenn man nach oben schaut, schätzt man den Weg auf 20 Minuten. Real hat es aber ein Vielfaches der Zeit gekostet, wenn ich mich richtig erinnere 1 1/2 Stunden. Oben angekommen sind es nur 4 Grad und wir wärmen uns in der Toni Demetz Hütte (2.685 m) auf. Die Hütte wurde 1954 von Giovanni Demetz zu Ehren seines Sohnes Toni erbaut. Dieser war am 17. August 1952 durch Blitzschlag bei einer Tour auf den Langkofel tödlich verunglückt. 
Abwärts geht es mit einer Bahn aus der Tourismus-Geschichte. Winzige Gondeln, in der zwei Personen kaum stehen können. Da die Bahn beim Ein- und Aussteigen nicht anhält, wird man von zwei Bahnmitarbeitern in die Gondeln hineingeschoben und unten beim Aussteigen in Empfang genommen, also gehalten und vor einem Sturz bewahrt. Ein einmaliges Erlebnis, auch wegen dem grandiosen Ausblick.

4. Tag: Sellajoch - Piz Boè (3.152 m)

Für Südtirol ist der Tourismus eine wichtige Einnahmequelle. Die Erholungssuchenden kommen nicht nur wegen dem guten Essen und den freundlichen Menschen, sondern vor allem wegen der einzigartigen Natur. Mit immer besserer Versorgung der Gäste bei Anreise (gute Straßen), Übernachtung (Wellnestempel) und mit den verschiedensten Formen von Entertainment leidet natürlich genau diese Natur. 
Deshalb gab es zum Zeitpunkt dieser Tour (2017) die Regelung, daß das Sellajoch und die dazugehörige Passstraße mittwochs verkehrsfrei blieb. Nur Fahrräder und Busse waren erlaubt. Und so stiegen wir morgens in den Linienbus und fuhren vom Sellajoch bis zur Kurve No 17, wo wir nun unsere Wanderung beginnen. Durch eine der seitlichen Schluchten steigen wir auf. Neben uns ragen die fast 3.000 m hohen Felstürme auf. Oben auf dem Felsplateau angekommen erwartet uns eine Felswüste. Sie wird unterbrochen durch tiefe Einschnitte, aus denen schroff die Felstürme aufragen. Manche groß und mächtig, manche wie Zuckerbäckertürmchen. 
Wir erreichen auf diesem Hochplateau das Rifugio Boè (2.873 m) am Fuße des gleichnamigen Gipfels. Nach einer kurzen Stärkung steigen wir eine knappe Stunde zum Gipfel selbst auf und erreichen unsere Übernachtungsgelegenheit direkt auf dem Gipfel, die Hütte Capanna Piz Fassa. 
Ich möchte mich nicht näher dazu äußern, wie sich die (im Grunde genommen fehlende) Wasserversorgung auf die Hygiene auswirkten, aber die Versorgung mit Rotwein war fabelhaft und absolut ausreichend. Das Essen war auch wunderbar. Ein Rätsel, wie das die Wirtsleute hier oben hinbekommen haben.

5. Tag: Piz Boè - Falier-Hütte (2.074 m)

ast hätte ich den spektakulären Sonnenaufgang verschlafen. Nach wolkigem und abends trüben Wetter begrüßt uns heute morgen eine strahlende Sonne, die sich ziemlich schnell aus den Berggipfeln am Horizont emporarbeitet. Das Spiel von Licht und Schatten bei der noch tief stehenden Sonne ergibt interessante Fotomotive.Während die Bergstation der Kabinenbahn Pordoi schon in grelles Licht getaucht ist, liegt die Pordoi Hütte noch in tiefem Schatten. Im nächsten Moment ist schon alles anders und ich komme mit fotografieren gar nicht nach. Vom Piz Boè aus kann man bei gutem Wetter die gesamten Dolomiten bis hin zum Großglockner, den Zillertaler, Ötztaler und Stubaier Alpen überblicken. Bei Temperaturen immer noch unter Null steigen wir nun ab und überqueren dabei einen weiteren Teil des Felsplateaus des Sellastocks.
Mit der Bahn geht es vom Sass Pordoi nach unten zum Passo Pordoi (2.239 m) und von dort wandern wir zum Lago di Fedaia am Fuße der Marmolata. Dieser Weg, der Bindelweg, ist sehr touristisch und voller Menschen. Man kommt sich vor, als würde man in einer Schlange anstehen. Die Marmolata (italienisch Marmolada) ist mit 3.343 m die höchste Erhebung der Dolomiten und wird auch als Königin der Dolomiten bezeichnet. Ihre Nordseite, die wir vom Seeufer aus bestaunen, fällt flach von ihren Gipfeln bis hin zum Fedaiasee ab. Dieses riesige Schneefeld ist sehr markant und von weithin zu sehen. Auf der  Südseite, zu der wir mit einem Kleinbus gelangen, fällt die Marmolata mit einer beeindruckenden 4 km langen und 1.000 m hohen Steilwand ab. Nachdem der Bus uns abgesetzt hat wandern wir noch das Ombretta-Tal aufwärts bis zur Falier- bzw. Ombrettahütte (italienisch Refugio Onorio Falier). Hier übernachten außer uns noch  einige Bergsteiger, die am nächsten Morgen, noch in der Nacht, zur Steilwand aufbrechen. Die Falierhütte ist Ausgangspunkt für etwa 180 anspruchsvolle Kletterrouten an der Südwand der Marmolata.

6. Tag: Falier-Hütte - Val di Contrin - Fassatal

Wir brechen nicht zu einer der Kletterrouten auf, sondern steigen auf zum Passo Ombretta in 2.700 m Höhe. Danach geht es im Val di Contrin nur noch bergab  bis ca. 1.500 m hinunter ins Fassatal, wo wir in einen Kleinbus steigen und ein Stück durchs Fassatal und dann wieder hinauf zum Karerpass fahren. 

Wieder ist eine erlebnisreiche Wanderwoche in den Alpen zu Ende gegangen.